Derya Trentinaglia

Dr. Derya Trentinaglia

Beruf: Juristin
Wurzeln: Türkei

 

Wer bin ich?

Diese Frage begleitet mich – wie so viele andere – bis heute. Geboren als ein „Gastarbeiterkind“ war ich immer das „Türkenmädchen“, auch nach der Matura. Nach dem Jus-Studium musste ich meinen Lebenslauf für Bewerbungen persönlich in den Kanzleien abgeben, damit wahrgenommen wird, dass ich Deutsch spreche und eigentlich ganz normal bin.

 

Seit 2012 lebe ich gemeinsam mit meinem Mann Thomas in Linz. Wir sind beide engagierte Jurist*innen aus Tirol und haben in Linz unsere neue Heimat gefunden. Meine „Spezialgebiete“ sind der Erwachsenenschutz (Sachwalterschaftsrecht), Wirtschaftskriminalität (Korruption), Asyl- und Grundversorgungsrecht.

 

Als Kind und Jugendliche habe ich sehr viel gelesen, zur Sklaverei, zur Apartheid, zu Sophie Scholl. Ich glaube daran, dass wir Menschen Geschichte prägen können, indem jede*r nach eigenen Kräften mitwirkt. Ich glaube daran, dass Gesellschaft nur mit einem Miteinander gut funktioniert und Wohlstand zulässt. Das hat uns die Geschichte Österreichs bereits gezeigt. Damit ein Miteinander möglich ist, ist es unumgänglich, dass wir aufeinander zugehen und uns wertungsfrei begegnen.

 

Ich spiele Capoeira. Eine brasilianische Kampf- und Tanzkunst, die aus der Sklaverei entstanden ist. Gespielt wird im Kreis, der die Begegnung zwischen Menschen ermöglicht, die sich nicht kennen, nicht einmal dieselbe Sprache sprechen, außer der Körpersprache. Hier habe ich gelernt mit Vertrauen und Achtsam auf Menschen zuzugehen, mich selbst zu schützen, gemeinsam zu spielen – in der Begegnung mit meinem Gegenüber. Meine Ängste sind nicht von dem Menschen verursacht, der mit gegenüber steht, sondern vom „Hörensagen“. Vertrauen zu haben ist nicht leicht, wenn die Informationen die wir um uns herum wahrnehmen, uns voneinander entfernen und Ängste schüren. Darum sind Botschaften, die uns zeigen, dass ein anderer Weg möglich ist, umso wichtiger. Denn „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt (…)“ (Art 1 Allgemeine Erklärung der Menschenrechte).