Europäischer Tag der Sprachen in Linz – Die Welt der Gehörlosen & Gebärdensprachen

Aboud Alibrahim

 

 

„Das Leben ohne hören zu können ist mir bisher unbekannt“ sagte Aboud und lernte am Tag der Sprachen mehr über die 200 verschiedenen Gebärdensprachen.

 

 

 

 

Der Europäische Tag der Sprachen wurde vom Europarat initiiert und findet jährlich am 26.September statt. In Österreich koordiniert das „Österreichische Sprachen-Kompetenz-Zentrum (ÖSZ)“ den Aktionstag im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF).

Einrichtungen beteiligen sich österreichweit und führen Veranstaltungen zum Thema Sprachen, Sprachenlernen, Mehrsprachigkeit oder Interkulturelle Begegnungen durch. Dazu zählt ebenso die Gebärdensprache und um dieser mehr Aufmerksamkeit zu schenken, fand am 28. September im alten Rathaus in Linz die Aktion „Hands up – Erlebnis Stille“ statt und unser Botschafter Alibrahim Aboud hat an der Aktion teilgenommen. Sie zielte darauf ab, den Hörenden die Welt der Gehörlosen zu zeigen. Dabei wurden auf behutsame und humorvolle Weise Berührungsängste aufgelöst und Brücken zwischen den Welten gebaut. Begleitet wurde die Ausstellung von gehörlosen Guides.

So berichtete unser Botschafter Aboud über seine Erlebnisse

Am Anfang wurden Kopfhörer, die keine Kopfhörer sind, sondern die Geräusche dämmen, verteilt. Zuerst wurde mir erklärt, dass Lippenlesen fast unmöglich ist, um einander zu verstehen, da man nur 30% verstehen kann, was gesagt wird. Manche Buchstaben sind einander sehr ähnlich und es kann dazwischen nur schwer unterschieden werden.

Die Pluralität der Gebärdensprache wurde anhand einzelner Beispiele aufgezeigt:

„Wie würdest du Fußball spiele darstellen?“ fragte der Guide. Ich habe mit dem Fuß gezeigt, als hätte ich einen Ball gekickt. Er hat mir dann erklärt, wie das dies zu Missverständnissen führen kann – dann wurde mir die richtige Bezeichnung dafür gezeigt.

Ein weiteres Beispiel über den Alltag von gehörlosen Personen wurde durch das Anläuten der Tür illustriert, da sich dort ein Licht einschaltet.  „Was, wenn das Kind in der Nacht schreiend aufwacht?“ Dann vibriert das Bett von den Eltern.

Wir haben ebenso einige interessante Wörter gelernt. Es gibt mehr als 200 Gebärdensprachen auf der Welt und darunter gibt’s auch „Dialekte“. Schon zwischen Wien und Linz gibt’s einen Unterschied, wie man Schokolade sagt. Zudem wurden über aktuelle Herausforderungen gesprochen, denn die Arbeitslosigkeit unter Tauben beträgt leider 70% und es gibt ebenso zu wenige Schulen für sie.

Das Leben ohne hören zu können ist mir bisher unbekannt, aber die Aktion hat mir das Gefühl und ihre Welt näher gebracht.  

Weiterführende Informationen sind unter: www.oesz.at/ets zu finden.