Im Rahmen des „Langen Tages der Flucht“ fand ein von Renée Chvatal von der Oberösterreichischen Gesellschaft für Kulturpolitik moderierter, sehr informativer und inspirierender Abend im Kongress-Saal der Arbeiterkammer-Linz statt. Diese interkulturelle Veranstaltung wurde gemeinsam mit zahlreichen Kooperationspartnern (AK OÖ, Verein Arcobaleno, Projekt Crosstalk, gfk – Gesellschaft für Kultur, SOS-Menschenrechte, Verein Pangea, Plattform Solidarität OÖ, Rotes Kreuz) und natürlich unter Einhaltung der COVID-19 Auflagen vorbereitet und begleitet.
Im ersten Teil des Abends las Hamed Abboud eigene Texte, unter anderem aus seinem Buch „In meinem Bart versteckte Geschichten“, und zwar auf Arabisch und Deutsch – eine ganz besonders eindringliche und berührende Form der Präsentation! Sehr charmant, sympathisch und bisweilen auch heiter die Schilderungen, die Hamed von seiner Zeit im Burgenland gibt.
Aber: „Flüchtling sein, bedeutet fremd sein in der Sprache“, so Hamed.
Hamed wurde 1987 in Syrien geboren und flüchtete 2012 mit vielen Umwegen nach Österreich, wo er 2014 angekommen ist. Bereits vorher, seit 2005, gestaltete er öffentliche Leseveranstaltungen in Syrien und Ägypten, außerdem veröffentlichte er seine Texte regelmäßig in Zeitungen und Zeitschriften. Seit Ende 2015 erscheinen seine Schriften auch in der Schweiz, in Deutschland und in Österreich. Seine Erkenntnis: „Jeder Geflüchtete kommt auf seine besondere Art und Weise an.“ Und zuletzt seine optimistische Vision: „ Wir werden zurückkehren, vielleicht nach Jahren des Exils und eines Flüchtlingslebens…, wir werden zurückkehren wie ein Kind, das die teuren Geschenke der Fremden fortwarf, und stattdessen wieder mit dem Lehm am Ufer eines Baches spielt.“ Im Anschluss an seine Lesung beantwortete Hamed Fragen nach seiner Arbeitsweise, seinen Zielen und seiner persönlichen Aufgabenstellung.
Der zweite Teil des Abends hat sich der aktuellen Situation von Menschen auf der Flucht an den Grenzen Europas gewidmet. Mittels Videokonferenz-Liveschaltung berichteten Raed Alabd – Gründer der „Moria White Helmets“ – und Deen Mohammad Alizadah – Gründer des „Moria Corona Awarness Teams“ – direkt aus dem Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos über die aktuelle Situation und ihre Selbstorganisation.
Zahra Rahimi schilderte anschließend in einem persönlichen Gespräch ihre Fluchterfahrungen aus weiblicher Perspektive. Ihre Erfahrung: „Je schwieriger meine Situation war, umso stärker bin ich geworden.“
Zum Abschluss des Abends berichtete Pero Beclija vom Verein SOS-Balkanroute von der schwierigen Situation flüchtender Menschen und freiwilliger Helfer_innen in Bosnien.
Diese Veranstaltung im Rahmen des „Langen Tages der Flucht“ kann auch online nachgesehen werden: https://www.dorftv.at/video/34369?fbclid=IwAR0dyuuTCWcdgawITZNuWyR5nq4TPIsJA5tsLALOQy9Ol40R27nwdR56lHs
Herzlichen Dank an Dorf-TV und Arbeiterkammer für die großartige Vorbereitung und die technische Umsetzung. Ein ganz großes Dankeschön an unseren Crosstalk-Botschafter Alias Al Shawe und an alle unsere Kooperationspartner_innen!