Mein Leben als schwarzer Wiener

 

Am Tag der Menschenrechte, dem 10. Dezember 2020, hat Rilwan Mogaji im Rahmen eines Online-Talks unter intensiver Einbeziehung der über 30 Teilnehmer_innen über sein Leben als „Schwarzer Wiener“ berichtet.

 

Rilwan Mogaji besitzt einen Bachelorgrad in Internationaler Entwicklung und er befindet sich gerade im Master für European Studies and the Management of EU-projects. Er war neben seiner Tätigkeit als crosstalk Botschafter auch Projekt Manager bei Radio Afrika TV und Host des Podcasts „The black experience in Austria“. Jetzt arbeitet er als Digital Marketer beim Webdeveloper Spoonfeed und ist im Bereich Online Marketing und Webdesign selbstständig tätig.

 

Zu Beginn seiner Präsentation und nach seiner Vorstellung gibt Rilwan einen Einblick in den aktuellen Stand von strukturellem Rassismus, also der systematischen Ungleichbehandlung von Menschen durch öffentliche Institutionen – anschaulich gemacht am Beispiel USA.

 

Im Rahmen einer Umfrage unter den Crosstalk-Teilnehmer_innen werden Fragen wie beispielsweise

  • Wurdet ihr schon einmal von der Polizei verfolgt?
  • Wurdet ihr schon einmal als einzige an Österreichs Grenzen kontrolliert?
  • Wurdet ihr schon einmal Opfer von polizeilicher Gewalt?
  • Wurdet ihr von der Polizei schon einmal ohne ersichtlichen Grund kontrolliert?

gestellt.

 

Dabei hat die überwiegende Mehrheit der Teilnehmer_innen mit „nein“, Rilwan selbst aber mit „ja“ geantwortet. „Man sieht also die unglaubliche Diskrepanz zwischen der Mehrheitsgesellschaft und Menschen mit afrikanischem Erbe.“ Die Realität und die Theorie der Menschenrechtskonventionen klaffen hier deutlich auseinander. Es geht also letzten Endes immer um „Rassismus, der durch Wegschauen, Weitergehen und Nicht-Handeln legitimiert und reproduziert“ wird.

 

Ganz wichtig für Rilwan: die Klärung von Begrifflichkeiten wie „Rassismus“, „Strukturellem Rassismus“ oder „Schwarze Menschen“. Rilwan: „Rassismus geht davon aus, dass bestimmte Gruppen von Menschen aufgrund von tatsächlichen oder zugeschriebenen biologischen oder kulturellen (negativen) Eigenschaften als grundsätzlich anders und als minderwertige „Rassen“ oder ethnische Gruppen anzusehen sind. Eine Gruppe glaubt sich also der anderen überlegen.“ Und: „Rassismus ist auch in der Mitte der Gesellschaft zu verorten. Rassismus ist kein Randthema, sondern die Norm!“ Als Beispiele für die Auffassung von der weißen Überlegenheit nennt Rilwan verschiedene Aussagen, wie „Ihr könnt ja nichts dafür, dass ihr Schwarze seid.“ Oder bereits in der Schule anzutreffende, typische Assoziationen, wenn es um die Frage geht, welche Buntstifte einer bestimmten Hautfarbe zuzuordnen sind.

 

Dann berichtet er über seine eigenen Erfahrungen mit „Racial Profiling“, einer Methode, die das physische Erscheinungsbild einer Person als Entscheidungsgrundlage für polizeiliche Maßnahmen heranzieht. Die Crosstalk-Teilnehmer_innen  geben dabei Feedback über ihre persönliche Einschätzung und Erfahrungen in Österreich. Bedauerlicherweise schneidet unser Land in Bezug auf „Racial Profiling“ ebenso wie hinsichtlich des Vertrauens, das der Polizei entgegengebracht wird, sehr schlecht ab. Schließlich mangelt es hier auch an Bewusstsein für die Problematik des Themenkreises rund um Rassismus und „Racial Profiling“. Studien hätten jedenfalls gezeigt, dass Racial Profiling nicht funktioniert; es ist weder effektiv noch effizient, weil es wahrscheinlicher ist, dass Straftaten von einem Angehörigen der Mehrheitsgruppe verübt worden sind: „Überproportionale Kontrollen einer ethnischen Gruppe tragen zu einem verzerrten Bild bei.“

 

Als Lösungsansätze präsentiert Rilwan die Tätigkeit von Organisationen wie „Black Movement Austria“, das „Black Voices Volksbegehren“ oder „Advancing Equality Within The Austrian School System (#AEWTASS)“.

Rilwan: „Das Wichtigste ist es, die Mitte der Gesellschaft zu erreichen!“

Hilfreiche Empfehlungen für praktische Zivilcourage runden Rilwans Präsentation ab.

In einer Gruppenarbeit werden abschließend noch Möglichkeiten für den Einsatz von Privilegien diskutiert.

„Natürlich sind wir heute noch sehr weit von dort entfernt, wo wir gerne sein wollen, aber es gibt doch kleine Schritte, die ich wahrnehme, und die erfreulich sind, wobei das Rote Kreuz mit Crosstalk einen wertvollen Beitrag leistet.“, so Rilwan.

Im Feedback danken die Teilnehmer_innen für „die wertvollen Informationen und die offene Gesprächskultur“.