„Kämpfen zu können, bedeutet nicht mehr kämpfen zu müssen.“

Anlässlich des Weltflüchtlingstags am 17.6.2021 fand ein ganz besonderen Online-Talk mit Kampfsport-Weltmeister und Autor Ronny Kokert statt. Ronny Kokert berichtete, gemeinsam mit crosstalk-Botschaftern Hussein EVAZALI, Ali Reza KAZIMI, Zubairuddin HUSSAINI, Geflüchteten aus dem Projekt Freedom Fighters, von ihrer gemeinsamen Reise, die sie vom Flüchtlingslager bis hin zu Weltmeistertiteln führte.

Kampfkunst ziele nicht darauf ab, den anderen zu besiegen – vielmehr lässt sie Emotionen wie Angst, Wut, Aggression, die oft negativ bewertet werden, bewusst werden und zeigt Möglichkeiten auf, diese Gefühle zu integrieren und positiv einzusetzen. Ronny hat den Menschen Respekt und Hochachtung vermittelt, hat mit unglaublichem Engagement begonnen mit ihnen zu trainieren. Das war die Geburtsstunde des Projektes „Freedom Fighters“.

Ronny Kokerts neues Buch trägt den Titel „Der Weg der Freiheit: Wie ich von Geflüchteten lernte, anzukommen“. Was der ehemalige Weltmeister im Taekwondo 2016 als Projekt „Freedom Fighters“ startete, wird zur herausforderndsten Aufgabe seines Lebens. Das gemeinsame Training konfrontiert die Schüler sowie ihren Lehrer mit Rückschlägen, Wut und Scheitern. Kokert lehrt die Geflüchteten das Kämpfen, um nicht mehr kämpfen zu müssen.

Auf die Frage nach den Anfängen von seiner Initiative antwortet er: „2015/2016, als es zu dieser außergewöhnlichen Flüchtlingswelle gekommen ist, habe ich bereits mein Trainingszentrum gehabt; ich hatte ein schönes Leben, ich hatte alles, und da gab es Menschen, die hatten nichts. Ich habe mich in der Verantwortung gesehen, da zu helfen. So habe ich zunächst eine Sachspenden-Aktion ins Leben gerufen, und das reichlich Gesammelte habe ich dann regelmäßig nach Traiskirchen ins Lager geführt. Dort bin ich mit jungen Männern ins Gespräch gekommen, habe die unglaubliche Angst, den Zorn, die Wut bemerkt. Auf der anderen Seite den Mut, die Lebensfreude, die Zuversicht, diesen Kampfgeist.“

Da Ronny aus eigener Erfahrung wusste, dass Kampfkunst eine tolle Methode ist, mit Angst umzugehen, erkannte er: „Hier bin ich am richtigen Ort, das ist die richtige Zeit, um mit meinem Handwerk, mit dem was ich kann, als Sporttrainer Kampfkunst unterrichten, den jungen Männern helfen, kann sie für ein Leben in Freiheit wappnen!“

Inzwischen nehmen die Trainierenden des Projektes „Shinergy Freedom Fighters“, unter ihnen Hussein Evazali, Ali Reza Kazimi und Zubairuddin Hussaini, die mit Ronny zu diesem Talk gekommen sind, erfolgreich an sportlichen Wettkämpfen internationaler Kampfsportverbände teil. In der Folge „haben sie niemals aufgegeben“, konnten zahlreiche Medaillen und Staatsmeistertitel erringen, und haben „es geschafft“, und sie besitzen – ihren schrecklichen Erlebnissen zum Trotz – heute „Mut zur Menschlichkeit“.

Ronny hat die Arbeit mit seinen „Burschen“ auch stark verändert: Das sich im anderen zu erkennen, dass man ein Teil des Ganzen ist, den Sinn zu erkennen, den man selbst dem Leben gibt. Und: „Kämpfen zu können, bedeutet nicht mehr kämpfen zu müssen.“

Projekt Freedom Fighters

Ronny Kokert, geboren 1970 in Wien, ist Unternehmer und internationaler Speaker. 2016 startete er die Initiative „Freedom Fighters“ und trainiert seither schwer traumatisierte Kriegsflüchtlinge aus Syrien, Afghanistan und dem Irak. Im Mittelpunkt stehen der konstruktive Umgang mit Wut und Angst, die Rückv